Mobbing unter Hunden

Bestimmt hast du es auch schon mal erlebt, dass es zu Mobbing unter Hunden gekommen ist. Sei es beim eigenen Hund oder unter fremden Hunden. Das ist für keinen der Hunde eine schöne Erfahrung. Und je früher in seinem Leben er dies erlebt, desto grösser sind auch die Auswirkungen – selbst wenn es nur einmalig war. 

Aber bevor wir uns nun mit dem Begriff „Mobbing“ und dessen Auswirkungen beschäftigen, hier erst einmal eine kleine Begriffserklärung

JAGEN, HETZEN oder MOBBEN

Für den verfolgten Hund spielt es erst mal keine Rolle, aus welcher Motivation er vom anderen Hund verfolgt wird. Er fühlt sich gejagt und bangt im schlimmsten Fall um sein Leben. Für den Verfolger sind diese Handlungen sehr oft selbstbelohnend.

Deshalb ist es wichtig, die Motivation des Verfolgers zu verstehen. Denn nur dann kannst du rechtzeitig handeln – egal ob als Besitzer der verfolgten oder verfolgenden Hundes.

JAGEN – will Beute machen

Jagen steht nie für sich alleine sondern besteht aus den Elementen

  • Orten – wo ist die Beute
  • Fixieren – im Blick behalten und einschätzen
  • Anpirschen – sich an die Beute heranschleichen
  • Hetzen – um die Beute müde zu machen und einzufangen
  • Packen – um die Beute zu stoppen und niederzureissen
  • Töten und Fressen

In seiner Ursprungsform dient die Jagd dem Nahrungserwerb. Züchterisch bedingt zeigen jedoch nur noch wenige Hunde(rassen) sämtliche Sequenzen der Jagd. Zu diesen zählen die Terrier, Erdhunde, Windhundartige sowie Urhunde.

Auch dient unseren Hunden das Jagen schon längst nicht mehr dem Nahrungserwerb. Deshalb können Sequenzen der Jagd auch bei vielen Hunden auf einen x-beliebigen Gegenstand umgelenkt werden.

Handelt es sich jedoch um fehlgeleitetes Beutefangverhalten, so kann auch eine Katze zur Beute werden oder ein kleinerer Hund. Und es kann für den Betroffenen tödlich enden.

HETZEN – setzt Glückshormone frei

Hetzen ist ein ganz spezifischer Teil aus der Jagdkette, die auch dann dem Jäger noch Lust verschafft, wenn er keine Beute macht.

Dabei verfolgt der Hetzer die potentielle Beute so lange, bis diese entweder erschöpft aufgibt oder er selber aufgeben will/muss. Hier endet die Aktion dann bei den meisten Hunden. Denn an einem wirklichen Stellen oder Packen ist der hetzende Hund nicht interessiert. Er möchte weder Beute machen, noch dass sein Spass endet.
Für den Verfolgten macht dies jedoch keinen Unterschied. Er weiss ja nicht, dass er „nur“ zum Spass gehetzt wird. Dies gilt übrigens auch für all die Tiere, die der Hund verfolgen darf, weil „Er ist ja doch doch zu langsam„.

MERKMALE DES HETZENS
Zu erkennen ist dieses Hetzen an den gestreckten Körpern und dem gehetzten Ausdruck des betroffenen Hundes. Aber auch, dass der oder die Verfolger den Hund nicht wirklich einzuholen versuchen. Im Gegensatz zur Verfolgung im Spiel, wo die Bewegungen locker und weich sind und sich Verfolger und Verfolgter immer wieder nahe kommen oder gar die Rollen wechseln.

Dieses Hetzen kann prinzipiell jeder Hund zeigen. Aber natürlich liegt es besonders den Hunden im Blut, die darauf selektiert wurden wie die Hütehundartigen aber auch jene, die noch die vollständigen Jagdsequenzen zeigen. 

MOBBING – gibt Macht über Andere und verdeckt eigene Unsicherheiten

Schauen wir uns erst einmal den Ursprung des englischen Begriffs an: to mob: anpöbeln, angreifen und bedrängen. Also alles Verhalten, die unsere Hunde auch zeigen können. Es handelt sich dabei um Verhalten, welche mit der Zeit auch mit Lust und Überlegenheit dem Opfer gegenüber verbunden werden.

Dabei ist das Opfer meist einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort und wurde ausgewählt, weil es Unsicherheit oder Schwächen zeigte. Die Täterhunde selbst sind in der Regel auch eher wenig selbstbewusste Hunde. Vielleicht waren sie sogar früher selbst Mobbingopfer und haben nun die Rollen einfach umgedreht. Bei dieser Form des Mobbings ist die Gefahr dann auch gross, dass es zu echten Verletzungen kommt.

Mein jüngerer Aussie wurde in den ersten 2 Jahren so einige Male aus dem Nichts von Hunden angegriffen, die um meinen älteren Rüden einen grossen Bogen gemacht haben. Ich konnte gsd jeweils dazwischen gehen und die anderen Hunde abwehren, so dass es keine negativen Auswirkungen hatte. Und heute ist er selbsbewusst genug, dass er nicht mehr angegriffen wurde.

Und dann zähle ich auch den einzelnen Hund dazu, der die Stoppsignale eines anderen Hundes nicht akzeptiert, diesen anspringt, ihn überrollt, umstösst oder anderweitig bedrängt und auch nicht von ihm ablässt, wenn dieser wegläuft.

Meist sieht man dies unter bekannten Hunden, wenn einer den anderen entweder zu einer Interaktion veranlassen oder weil er das vorherige Spiel nicht beenden möchte. Es gibt aber auch Hunde, die Spass daran haben, andere Hunde dadurch zu verunsichern.

Leider wird dieses Verhalten immer noch allzu oft als Spiel interpretiert. Und wenn sich das „Opfer“ dagegen wehrt indem er ihn abschnappt oder selber attackiert, wird ihm gerne unterstellt, er sei aggressiv.

MOBBING IN HUNDEGRUPPEN

Eine weitere Form des Mobbings findet sich in Hundegruppen aus 3 oder mehr Hunden.

In der Regel beginnt es damit, dass ein Hund einen anderen Hund verfolgt. Sei es aus reiner Neugier oder weil er ihn vertreiben möchte.

Und plötzlich sind auch die anderen Gruppenmitglieder dabei und hetzen den anderen Hund, ohne dass sie den eigentlichen Grund dafür kennen. Aber das Mithetzen macht Spass, ist ungefährlich und es ist immer gut, sich mit dem vermeintlich Stärkeren gut zu stellen und ihn zu unterstützen.

Das Opfer kann dabei ein Hund sein, der neu dazu kommt oder dem die Hunde zufällig auf dem Spaziergang begegnen. Es kann sich aber auch aus einem Spiel heraus entwickeln, wenn die Erregung steigt. Wird hier das „Spiel“ nicht beendet, kann es kippen und die ganze Meute hetzt dann hinter einem einzelnen Hund her. Auch hier kann es zu Verletzungen kommen, ob gewollt oder im Eifer des Gefechts.

Hetz- und Abwehrverhalten

Das Opfer reagiert auf diese Angriffe verständlicherweise panisch. Denn keines seiner Signale wird nun noch beachtet und so bleibt ihm nur die Flucht.

Dabei zieht er die Rute ein, jault, schnappt um sich und versucht so der wilden Jagd zu entkommen.

Mit Glück rennt er zu seinem Besitzer, der ihm hoffentlich hilft. Es gibt aber auch Hunde, die einfach nur panisch flüchten (mein erster Hund rannte so dem Hütedienst davon und landet 5 km später mitten in der Grossstadt in einem Restaurant, wo ihn die Polizei abholte


Natürlich können all diese Verhalten auch gemischt vorkommen oder ein Hund sich je nach Situation und Gegenüber ganz anders verhalten.

JAGDSPIELE machen Spass bis…

Innerhalb eines Spiels lässt sich auch oft beobachten, wie ein oder mehrere Hunde einen anderen verfolgen. Im Gegensatz zum ernsthaften Jagen haben hier aber alle Hunde Spass, die Bewegungen und Körper sind weich und locker und die Atmosphäre ist entspannt. Auch kann jeder mal Jäger oder Gejagter sein und das Spiel kann jederzeit von jedem Hund pausiert oder beendet werden.

Und doch kann es passieren, dass ein Spiel kippt. Die Gefahr, dass es dazu kommt, ist umso grösser, je mehr Hunde beteiligt sind und je höher der Erregungslevel ist, siehe auch: Wenn das Spiel kippt

Dabei ist das Verletzungsrisiko für den gejagten Hund um so grösser, je kleiner er ist, aber auch wie die hoch die Bereitschaft des Verfolgten zum Packen und Verletzen ist.

SO KANNST DU DEINEM UND DEN ANDEREN HUNDEN HELFEN

Achte darauf, dass dein Hund möglichst keine schlechte Erfahrungen mit anderen Hunden machen muss. Lehre ihn aber auch, dass er die Stoppsignale der anderen Hunde beachtet und sich im Umgang mit kleineren, jüngeren oder schwächeren zurücknimmt.

Sei aufmerksam wenn dein Hund an einem Spiel beteiligt ist oder einem fremden Hund begegnet. Greife lieber mal zu früh helfend ein.

Lass deinen Hund nicht im Stich, wenn er auf andere Hunde trifft. Wie oft habe ich erlebt, dass Hundehalter ihre Hunde bei Hundebegegnungen ableinen, damit sie im Fall eines Falles wegrennen können. Sie realisieren dabei nicht, wie alleine sich der Hund dabei fühlen muss und wie gross die Gefahr des Verfolgt werden ist.

Wenn du merkst, dass dein Hund öfters Opfer wird, schau, dass du solche Begegnungen vermeiden kannst. Sorge gleichzeitig für möglichst viele gute Kontakte zu bekannten Hunden und stärke sein Selbstbewusstsein, durch Aufgaben die er selbständig lösen kann. Das gleiche gilt übrigens auch für den Hund, der zum Mobben neigt.

Schafft dein Hund dies Alles (noch) nicht, lass ihn in Begegnungen an der Leine. So kannst du ihn besser unterstützen und verhindern, dass etwas passiert. Und nicht immer muss das Kennenlernen über den direkten Kontakt erfolgen.


All dies kannst du deinem Hund fair und ohne Zwang beibringen. Wenn du möchtest, zeige ich dir gerne, wie dies geht. 

(c) 2020 – Monika Oberli, TeamSchule.ch

3 Gedanken zu “Mobbing unter Hunden

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